Bei jeder Jahresmitgliederversammlung unseres Vereins gibt es den Tagesordnungspunkt, bei dem an die im vergangenen Jahr Verstorbenen erinnert wird. Im vergangenen Jahr ist erfreulicherweise kein Vereinsmitglied verstorben. Trotzdem kann man bei allem, was sonst noch berichtet, besprochen, beraten und beschlossen wird, einmal einen Moment des Nachdenkens einlegen. Ich hatte mir dazu Gedanken gemacht:
Gemeinschaft in Vielfalt
Da an dieser Stelle ja normalerweise eines verstorbenen Menschen gedacht wird, der Teil unserer Vereinsgemeinschaft war, habe ich über GEMEINSCHAFT nachgedacht.
Es ist ja so: wenn ein Mensch stirbt, wird uns oft erst so richtig bewusst, was er/sie für die Gemeinschaft (unser Verein) bedeutet hat. Mir geht das übrigens auch so, wenn langjährige Mitglieder, aus welchen Gründen auch immer, aus dem Verein ausscheiden.
Die Gemeinschaft und so auch der PSV mit seinen vielfältigen Abteilungen und Gruppen lebt durch jede/n Einzelnen. Nur wenn Einzelne in ihrer Vielfältigkeit zusammenkommen, kann Gemeinschaft entstehen.
Zur Zeit haben wohl viele von uns das Gefühl, dass in unserer Welt sehr vieles auseinander zu fallen scheint, dass es zu viele Unstimmigkeiten, zu viel Brutalität und Unfrieden gibt. Das ist mitunter sehr belastend und überschattet unseren Alltag, manchmal in einem ungesunden Maß.
Umso mehr braucht es dringend „Räume“, in denen wir gestärkt werden. Eine gute Gemeinschaft kann solch ein „Raum“ sein – im PSV ist das für mich die Meditationsgruppe und die Aikidoabteilung. Jede/r kann hierbei jetzt seine eigen Gruppe vor Augen haben.
Respektvolles Miteinander
Gute Gemeinschaft ist kein Selbstläufer. Diese Erfahrung hat vermutlich jede Gruppe/Mannschaft/Abteilung in unserem Verein schon gemacht. Da gibt es ja sehr ausgeprägte Persönlichkeiten, oft unterschiedliche Bedürfnisse, Vorstellungen und Wünsche, es gibt Meinungsverschiedenheiten, Missverständnisse und auch mal einen zünftigen Streit.
Nicht nur bei Todesfällen sondern auch in solchen Fällen kann dann ein Innehalten, Momente der Stille und des Nachdenkens einmal angebracht sein. Man kann sich bewusst machen, wie wertvoll unsere kleinen Gemeinschaften im Verein sind und dass jede/r mit seinem oder ihrem ganz eigenen Wesen etwas dazu beitragen kann.
Am Ende ist doch wichtig, dass wir in gegenseitigem Respekt wieder zusammenfinden zu dem, was wir gerne miteinander tun: miteinander trainieren und Spaß dabei haben, um nach dem Training vielleicht kaputt und erschöpft, aber gestärkt nach Hause zu gehen!
Kurioserweise entdeckte ich erst später, dass auf der Rückseite meines Konzeptpapiers (ein ausgedientes Arbeitsblatt aus meiner Zeit als Lehrerin ) folgende zwei Sätze standen:
„Behandelt die Menschen so, sie ihr selbst von ihnen behandelt werden wollt!“ und
„Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst!“
In der einen oder anderen Formulierung sind uns diese Sätze vermutlich bekannt. Ich betrachte sie als zwei ganz grundlegende Regeln fürs menschliche Zusammenleben. Vielleicht können sie uns helfen, die wertvolle Gemeinschaft in den Gruppen und Abteilungen des gerade sehr lebendigen PSV zu erhalten und weiter auszubauen.
Ich jedenfalls bin seit über 25 Jahren Mitglied in diesem Verein und noch nicht „müde“, und deshalb wünsche ich mir und uns allen auch für die Zukunft gelingende Gemeinschaft, die stärkt in schwierigen Zeiten.
F.M.